Freitag, 5. August 2011

Mublobdob - Eine Literaturempfehlung

Eins muß klar sein: Wennst du den wunderbaren Roman "MUBLOBDOB - Eine Geschichte von Leidenschaft und Zufall" nicht kennen tust, dann liegt das nicht an deiner mangelnden Bildung. Höchstwahrscheinlich liegt es daran, daß dieser Roman noch nicht veröffentlicht worden ist. Das heißt, irgendwie veröffentlicht worden ist er schon, aber halt bloß im Internet, in einer Buchhandlung kannst du dich danach wundfragen, du wirst das Buch nicht finden.
Was natürlich schade ist, denn der Roman ist von mir.

Was die Handlungsführung dieses Romans betrifft, so ist sie ein wenig chaotisch. So chaotisch, daß ich mich mit ihrer Darstellung überfordert fühle.
Ich räume den Platz und gebe den beiden Freunden Anton und Boris das Wort, welche es vielleicht schaffen, Ihnen die Handlung so einigermaßen klarzumachen. 

Anstatt eines Exposés
Langsam, sehr langsam öffnet sich der Vorhang und gibt den Blick frei auf ei­­ne bis in das letzte Raumfitzelchen grellerleuchtete Bühne. In der Mit­te der ansonsten absolut kahlen Bühne, ein wenig vielleicht nach links ver­setzt, stehen zwei Fässer, in denen - so behauptet der Aufdruck - frü­her einmal Salzheringe eingemacht gewesen sein müssen. Eines der Fässer ist leer, im anderen steht Boris. Boris ist schwer bandagiert: sein Kopf ist eingemullt, von der Schädelkalotte bis zum Kinn, beide Unterarme sind ge­schient und selbst aus dem offenen Hemdkragen ragt noch ein Eckchen weißer Verband heraus. Unruhig steht Boris in seinem Faß, nervös blickt er alle naselang seitlich nach hinten, verrenkt sich fast den Hals in sei­nem Bemühen, dorthin zu blicken, wo doch nichts los ist.
Nach siebenunddreißig Minuten wird Bewegung hinter der Bühne hörbar; Bo­risens Gesten der Neugier werden hektischer und häufiger. Wiederum zwölf Mi­nuten später erscheinen vier stämmige Bühnenarbeiter im Blaumann, äch­zend, stöhnend und fluchend Anton an seinen Gliedmaßen in ihrer Mitte tragend. Anton zwinkert Boris mit dem linken Augenlid beruhigend zu, Bo­ris beantwortet die knappe Geste mit heftigem Schwenken der Arme. Anton ist schwer bandagiert: sein Kopf ist eingemullt, von der Schädelkalotte bis... aber das hatten wir schon. In den verkrampften Händen hält Anton ein Buch, etwa doppelt so groß wie ein Schul-Atlas. Während der nächsten achteinhalb Minuten, in denen unter ständigem "Hooo - Rruck!"-, "Zuuu - gleich!!"- und "Vorrrsicht!!!"-Rufen die Bühnenarbeiter Anton nach oben wuchten und ihn schließlich langsam und vorsichtig in das Faß hinablas­sen, bleibt ausreichend Zeit, den Titel des riesigen Buches zu studieren: "MUBLOBDOB - Eine Geschichte von Leidenschaft und Zufall". Kaum steht Anton sicher im Faß, da verlassen in hektischer Nichts-wie-weg-hier-hält-uns-nichts-Geste die Bühnenarbeiter die Bühne.
Anton und Boris stehen in ihren Fässern und blicken gelangweilt ins Pu­bli­kum. Nach einer guten halben Stunde grell ausgespielter Langeweile er­greift Anton das Buch, das er vor sich auf dem Rand des Fasses abgelegt hatte, und schlägt es auf. Er liest weniger darin, als daß er blättert. Hat Anton wegen seiner Armschienen schon große Mühe, das riesige Buch auch nur zu halten, so ist es fast ein Kunststück für ihn, die Seiten um­zublättern. Nach fast vierzig Minuten des Blätterns, in denen er oft die Stirne gerunzelt, den Kopf geschüttelt und ratlos geprustet hat, taucht Anton wieder aus dem Buch auf. Sein Blick fällt auf Boris, der ihn sei­nerseits die ganze Zeit über unverwandt beobachtet hatte.
ANTON Du, sachma, Boris?
BORIS (ultracool) Jaaa?
ANTON Sachma, Boris, das Buch hier...?
BORIS Was ist mit dem Buch?
ANTON Boris... (Anton seufzt tief) Boris, ich glaub, ich tu's nicht ver­stehen.
Boris seufzt tief und ein wenig gequält auf.
BORIS Was verstehst du nicht, Anton?
ANTON Nun, zum Beispiel... (denkt angestrengt nach) ...dieses Geheimnis um die drei Professoren Zellinger...
BORIS Na, das ist aber doch ganz...
ANTON ...und wieso der Mublobdob am Schluß meint, er müßte zurück auf den Gletscher, um dort zu sterben, damit sich alles erfüllt, weil sonst der Kosmos kaputt geht und wieso das dann schließlich doch nicht nötig ist.
BORIS Also: das ist wegen der drei gleichen Mumien.
ANTON (ein wenig bitter) Ja, ja! Das mit den drei gleichen Mumien ver­steh ich nämlich sowieso und ganz überhaupt nicht. Erst heißt es, eine dieser drei Mumien ist eine Plastikkopie einer der beiden ande­ren und dann tun auf einmal alle so, als gäbe es überhaupt nur zwei Mu­mien, obwohl ständig und weiter von drei Mumien die Rede ist.
BORIS (lacht) Während es in Wirklichkeit eh nur eine Mumie gibt.
ANTON (ein wenig unsicher) Du verarscht mich, Boris, gell?
Boris schüttelt den Kopf.
BORIS (gönnerhaft) Gut, Anton, ich will's dir erklären. Also: Baron Fran­kenstein hat lange und erfolgreich mit wiederbelebten Hundemumien ex­perimentiert und will nun Menschenversuche machen. Dazu klaut er die alte Mumie, bekommt aber aus Versehen die frische Leiche und läßt die Plastikkopie der alten Mumie dort. Klar?
Anton nickt, ein wenig unsicher.
BORIS Gut! Frankenstein erweckt also die frische Leiche, von der er denkt, es wäre die alte Mumie, zum Leben. Diese Leiche - Frankenstein nennt sie "Mublobdob" - verliebt sich in Frankensteins Tochter und flieht mit Hilfe des Geheimagenten Dr. Betz-Lebenstein. Dr. Betz-Le­benstein ist hinter Frankenstein her, weil Frankenstein nämlich, so denkt Dr. Betz-Lebenstein, Dracula ist.
ANTON Aber... hm, Frankenstein ist doch wirklich Dracula, oder?
Nun schaut Boris ein wenig unsicher.
BORIS Is's wahr?
ANTON Denk schon.
BORIS Na, wie auch immer: Dr. Betz-Lebenstein schreibt jedenfalls am Schluß des Buches das Buch, in dem er selber vorkommt, während Ger­hard Rat, Dr. Betz-Lebensteins Helfer, unter dem Namen Dr. Betz-Le­benstein als Geheimagent Karriere macht. Währenddessen fahren die beiden Professoren Zellinger mit ihrer Zeitmaschine in die Vergangen­heit und verdoppeln sich dort.
ANTON (schreit es fast, ungläubig) Was?
Boris denkt nach, unsicher geworden.
BORIS Nein, sie verdoppeln sich nicht, sie sind schon verdoppelt, von früher her.
Anton nickt, zufrieden und stolz.
BORIS Die beiden verdoppelten Professoren Zellinger fahren also in die Vergangenheit, werden dabei zu drei Professoren...
Anton guckt Boris entsetzt an, der dies wohl bemerkt, aber ungerührt bleibt.
BORIS ...und dabei geht die Zeitmaschine kaputt. Deshalb müssen sie nun...
Anton unterbricht Boris.
ANTON Nö, Boris, so geht das nicht. Ich wollte von dir wissen, wieso Mu­blobdob am Schluß meint, er müßte zurück auf den Gletscher, um dort zu sterben, damit sich alles erfüllt, weil sonst der Kosmos kaputt geht und wieso das dann schließlich doch nicht nötig ist.
BORIS Aber Anton, das ist doch wegen der drei gleichen Mumien. Ich hab's dir eben grade erklärt.
Anton schaut ein wenig hilflos. So steht er eine gute Viertelstunde. Dann nimmt er sich ganz unauffällig sein Buch "MUBLOBDOB" wieder und fängt an, drin zu lesen. Auch Boris holt sich sein Buch und liest. Nach etwa zwei Stunden erste Buh-Rufe aus dem Publikum, die sich rasch zu einem schril­len Aufschrei des Unmuts steigern. Anton und Boris blicken verwundert von ihrer Lektüre auf, greifen dann in ihre Fässer und werfen massenweise Ta­schenbuchausgaben des "MUBLOBDOB" ins Publikum. Das Publikum verläßt das Theater, jeder gebannt in sein Taschenbuch vertieft. Manche Besucher sto­ßen beim Rausgehen zusammen, manche fallen von der Galerie ins Parkett, weil sie nicht mehr auf den Weg achten, aber selbst die Verletzten im Parkett lesen gebannt weiter.
Nach 23 Stunden fällt der Vorhang im außer Anton, Boris und der dritten Schicht Bühnenarbeiter leeren Theater.

Und? Bist du neugierig geworden? Hier geht's weiter zum Roman selber...

 

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